„Eltern haften auch im Netz“

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Bad Vilbeler CDU diskutiert mit Expertin über Kindeswohl im Internet

BAD VILBEL. Es ist ein Thema, das viele Bad Vilbeler Eltern und Großeltern bewegt: Wie können ihre Kinder und Enkel die Chancen des Internets nutzen, ohne dabei in Gefahr zu geraten? Um über diese Frage zu diskutieren, hatte CDU-Stadtverbandsvorsitzender Tobias Utter die Bundestagsabgeordnete Bettina Wiesmann als Expertin eingeladen: Die Frankfurterin saß von 2009 bis 2017 im Hessischen Landtag, ist seit 2017 Mitglied des Deutschen Bundestages und dort unter anderem Mitglied der Kinderkommission.

Zu Beginn machte Wiesmann, die vierfache Mutter ist, klar: „Kinder sind die Schwächsten in unserer Gesellschaft. Deshalb sind wir ihrem Schutz besonders verpflichtet.“ Fast alle Kinder ab 10 Jahren haben ein Handy, schon Kleinkinder tippen auf dem Tablet oder dem Smartphone der Eltern herum: „Wir können und dürfen Kinder davon nicht fern halten. Aber wir müssen alles dafür tun, dass sie möglichst aufgeklärt sind und wissen, was im Netz vor sich geht.“ Nicht zuletzt haften Eltern auch im Internet für ihre Kinder. 

Kinderschändern auf der Spur

Kindeswohl im Internet beschäftige sich die Bildungspolitik schon lange, so Wiesmann: „Es ist eine große Aufgabe, der wir noch nicht optimal gerecht werden.“ Doch gebe es auch gute Nachrichten zu vermelden: Seit Januar erleichtere beispielsweise ein neues Gesetz der Polizei, Kinderschändern im Netz auf die Spur zu kommen. „Die Beamten dürfen für ihre Ermittlungen nun künstlich erzeugtes kinderpornographisches Material nutzen“, erklärte Wiesmann. 

Derlei Gefahren müssten natürlich auch im Schulunterricht besprochen werden. Dazu gehöre etwa auch das Thema Spielsucht oder jugendgerechte Aufklärung: „Denn bevor der Pausenhof oder pornografische Websites die Aufklärung übernehmen, sollten wir es lieber selber und etwas früher machen“, so Wiesmann.

Eltern dürfen nicht wegsehen

Für viele Anwesende spielt das Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kindern eine entscheidende Rolle: Kann sich das Kind seinen Eltern anvertrauen und auch unangenehme Themen ansprechen, ohne Ärger befürchten zu müssen?  

Ebenso wichtig: Eltern dürfen in Sachen „Gefahren im Netz“ nicht wegsehen. „Vielleicht braucht es einen Eltern-Führerschein für den Umgang mit dem Internet“, schlug ein Anwesender vor. Ein anderer Besucher plädierte dafür, den Bereich Medienkunde an der Schule von Experten aus der IT-Branche durchführen zu lassen: „Wir können nicht darauf warten, dass erst alle Lehrer entsprechend geschult werden.“

Deliah Werkmeister