„Hospize sind keine Sterbestationen“

Vorstandsmitglieder der Frauenunion Bad Vilbel, Mitglieder der Hospizgruppe der Nachbarschaftshilfe Bad Vilbel sowie Andrea Sennlaub, Dritte von rechts, Dr. Pels, Zweiter von rechts, sowie Dr. Ewen, ganz rechts.

Vorstandsmitglieder der Frauenunion Bad Vilbel, Mitglieder der Hospizgruppe der Nachbarschaftshilfe Bad Vilbel sowie Andrea Sennlaub, Dritte von rechts, Dr. Pels, Zweiter von rechts, sowie Dr. Ewen, ganz rechts.

Frauen Union und Nachbarschaftshilfe informieren über Palliativmedizin – Plätze in stationären Hospiz-Häusern in der Wetterau begrenzt 

 

BAD VILBEL. Von Palliativmedizin hat fast jeder schon einmal gehört. Doch was bedeutet das eigentlich genau? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, lud die Frauen Union (FU) Bad Vilbel gemeinsam mit der Hospizgruppe der örtlichen Nachbarschaftshilfe zu einer Infoveranstaltung ins Haus der Begegnung ein. Als Referenten vor Ort: Dr. Matthias Pels, Facharzt für Allgemein- und Palliativmedizin aus Bad Vilbel, Dr. Andreas Ewen, Leiter des mobilen Palliativteams des Frankfurter Markus-Krankenhauses sowie Andrea Sennlaub, die die pflegerische Leitung des mobilen Palliativteams innehat.

Palliativmedizin beginnt dort, wo die lebenserhaltende Medizin endet: Konkret bedeutet das, unheilbar kranke Menschen in ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten. „Unser Ziel ist es, die Lebensqualität und Selbstbestimmung von Palliativpatienten zu erhalten und zu fördern“, so Dr. Pels, Dr. Ewen und Sennlaub. Die Palliativmedizin wolle einerseits keine Lebensverlängerung bewirken, jedoch andererseits auch keine aktive Sterbehilfe geben: „Das wird strikt und ausdrücklich abgelehnt.“

Die Begleitung, Unterstützung und Beratung soll den Kranken, aber auch den Angehörigen dabei helfen, Schmerz, Angst und Trauer zu bewältigen. Die Akzeptanz von Sterben und Tod wird als Teil des Lebens begriffen.

Patientenverfügung gibt Sicherheit

Im Palliativ-Krankenhaus arbeiten mehr Ärzte und Pflegekräfte als in „normalen“ Krankenhäusern. Die Patienten sollen jedoch nicht allzu lange dortbleiben– es ist nämlich keine „Sterbestation“. Sie sollen zurück in ihre gewohnte Umgebung, um dort ihre letzte Zeit verbringen zu können. Hat der Patient kein Zuhause, gibt es auch stationäre Hospiz-Häuser. Deren Plätze sind aber derzeit, auch im Wetteraukreis, begrenzt. 

Eine dringende Empfehlung der drei Experten: eine Patientenverfügung erstellen, solange man gesund ist. „Darin können Sie regeln, was getan werden soll, wenn Sie selbst nicht mehr entscheiden können.“ Eine Patientenverfügung gebe sowohl den Angehörigen als auch den Pflegekräften Auskunft und Sicherheit darüber, was sich der Palliativpatient für welches Stadium seiner Krankheit wünscht. 

Die Palliativmediziner und -betreuungskräfte leisten also nicht nur medizinische Beratung, sondern gerade auch Beratung, Hilfe und Unterstützung bei der Regelung des weiteren Lebens. Wichtig sei hierbei ein „frühes Kennenlernen“, damit sich das Palliativteam individuell auf die Bedürfnisse des einzelnen einstellen und entsprechend beraten kann. 

Rund um die Uhr erreichbar

Doch wie bekommt man eine solche Unterstützung? „Die Beauftragung läuft über den Haus- oder Facharzt. Sollte der Arzt die Maßnahme als nicht notwendig erachten, kann der Patient darauf bestehen“, so Dr. Pels, Dr. Ewen und Sennlaub. Das Palliativteam nehme dann Kontakt auf, unterhalte sich mit dem Patienten und entscheide anschließend, ob Handlungsbedarf besteht. Das Rufbereitschaftstelefon des Palliativteams ist rund um die Uhr erreichbar. 

Nachdem Hannelore Lotz von der Arbeit der Hospizgruppe der Nachbarschaftshilfe Bad Vilbel erzählte, gingen die Referenten ausführlich und sehr individuell auf die vielen Fragen der Besucherinnen und Besucher ein. FU-Vorsitzende Christine Foege bedankte sich bei den Referenten für die wichtigen Informationen: „Es ist toll, dass Sie sich auch nach Ihrem Feierabend Zeit für dieses wichtige Thema nehmen.“

Deliah Werkmeister