Organspende: „Wir müssen handeln“

Der Bad Vilbeler CDU-Abgeordnete Tobias Utter (links) bedankt sich mit einem hochprozentigen Geschenk bei seinem Landtagskollegen Dr. Ralf-Norbert Bartelt für den informativen und nachdenklichen Vortrag.

Der Bad Vilbeler CDU-Abgeordnete Tobias Utter (links) bedankt sich mit einem hochprozentigen Geschenk bei seinem Landtagskollegen Dr. Ralf-Norbert Bartelt für den informativen und nachdenklichen Vortrag.

Bad Vilbeler CDU diskutiert über Gesetzentwürfe – Meinungen gehen auseinander

BAD VILBEL. Es ist ein bundespolitisches Thema, das auch die Bad Vilbeler bewegt: Es gibt immer noch viel zu wenige Menschen, die einen Organspendeausweis besitzen. Deshalb wird im Bundestag derzeit über ein neues Gesetz zur Organspende diskutiert. Zwei verschiedene Entwürfe gibt es. Aber worum geht es genau? Und welche konkreten Auswirkungen hätten die neuen Regelungen für uns und unsere Angehörigen? Über diese Fragen informiert die CDU Bad Vilbel bei einer Info-Veranstaltung. CDU-Stadtverbandsvorsitzender Tobias Utter hatte dazu Dr. Ralf-Norbert Bartelt als Experten eingeladen. Er ist nicht nur gesundheitspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, sondern auch Hautarzt und Allergologe.

Die Zahlen, die Dr. Bartelt den Interessierten nannte, sind ernüchternd: Etwa 10.000 Menschen in Deutschland warten auf ein Organ - doch gibt es nur etwa 1000 Spenden pro Jahr. Damit steht die Bundesrepublik auch im europäischen Vergleich schlecht da. „Nun könnte man sagen: Damit müssen wir uns abfinden“, so Dr. Bartelt. „Jedoch sprechen sich rund Zweidrittel der Deutschen in Umfragen für Organspende aus. Diese Diskrepanz zeigt: Die Politik muss handeln.“

Die Politik muss handeln


Aktuell werden zwei Entwürfe diskutiert: Bei der „Zustimmungslösung“, die derzeit angewendet wird, müssen die Bürger einer Organspende ausdrücklich und initiativ zustimmen. Es gibt keine Verpflichtung, überhaupt eine Entscheidung zu treffen. Für das Gegenmodell, die sogenannte „Widerspruchslösung“ spricht sich unter anderem Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) aus: Sie sieht vor, dass einer Organspende zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen werden muss.

Dr. Bartelt erklärte: „Obwohl ich mich für die Widerspruchslösung ausspreche, habe ich großes Verständnis für die Ängste einiger Menschen.“ So etwa die Frage: Ist es nicht doch möglich, dass ich im Falle eines Unfalls vorzeitig für tot erklärt werde, wenn ich einer Organspende zugestimmt habe? Nein, so Dr. Bartelt: „Zwei Ärzte müssen unabhängig voneinander den Hirntod feststellen.“ Hierbei werde mit besonderer Sorgfalt vorgegangen.

“Will nicht widersprechen müssen”

Dennoch gingen die Meinungen an diesem Abend weit auseinander. „Ich finde es befremdlich, einem so schwerwiegenden Eingriff aktiv widersprechen zu müssen“, argumentierte etwa ein Besucher. Und auch religiöse Aspekte spielen in der Debatte eine Rolle: So stehen zwar grundsätzlich alle großen Religionsgemeinschaften der Organspende wohlwollend gegenüber, gilt sie doch als Zeichen von Mitgefühl und Nächstenliebe. Jedoch ist ein zügiges Begräbnis insbesondere für Muslime sehr wichtig, wie ein anderer Gast erklärt: „Am besten innerhalb von 48 Stunden. Oft ist die Zeit für eine Spende dann zu knapp.“

Einig sind sich alle darin, dass schon in der Schule über Organspende aufgeklärt werden müsste. Und, dass die Organisation transparenter und effizienter werden muss: Derzeit gibt es beispielsweise kein bundesweites Register, in dem alle Organspender verzeichnet sind. 

Deliah Werkmeister